Warum es hilfreich sein kann,
sich in seinen Bedürfnissen und Gefühlen mitzuteilen

 

(Anna & Bert: Teil 1)

 


von Claudia Hanrieder
Heilpraktikerin für Psychotherapie & Mediatorin

 


Liebe Leserin, lieber Leser,

heute bringe ich ein Beispiel aus dem Leben mit:

Anna hilft ihrem Nachbarn, Bert, bei Alltagsbesorgungen und kocht für ihn mit, weil er aufgrund eines Unfalls eingeschränkt ist. Zunächst ist es für Anna selbstverständlich. Schließlich hilft sie ja gerne.

Doch nach einiger Zeit werden die Veränderungen sowohl für Anna als auch für ihre Familie bemerkbar.

Spontan mal Essen gehen mit der Familie, geht jetzt nicht mehr - was soll dann Bert essen? Bert mag am liebsten Fleisch, Anna mag aber eigentlich lieber vegetarisch. Sie hätte auch mal wieder Lust auf Fisch, aber den mag ja Bert nicht.


Statt ihr echtes Gefühl und ihr Bedürfnis bringt Anna Essen.


Anna ist hin und her gerissen. Denn einerseits merkt sie, wie anstrengend es ist, neben all den alltäglichen Dingen auch noch Bert mitzuversorgen. Andererseits ist er auch eine Hilfe, weil er z.B. auch eben schnell mal auf die Kinder aufpassen kann.

"Ich kann ihn doch jetzt nicht im Stich lassen und außerdem hat er ja auch schon so viel für mich getan."

Annas Anspruch ist es, anderen zu helfen. Sie will ja nicht egoistisch sein. Schließlich ist es ein Gebot der Nächstenliebe und man hilft sich eben untereinander. Das macht man halt so.

"Ich muss mich einfach mehr zusammenreissen und organisieren. Dann schaffe ich das schon."

Und so geht es Tag für Tag weiter….

Für Anna wird es immer anstrengender. Nicht nur den Alltagsanforderungen nachzukommen, sondern auch noch zusätzlich ihren eigenen „Wut-, Frustrations-, und Überforderungs- Anteil“ zu unterdrücken, der mehr und mehr hochkommt. Der bei ihr aber keine Chance haben darf.


Wie also mit dieser Situation umgehen?


Vielleicht kennst Du Situationen dieser Art von Dir selbst oder aus Deinem Umfeld. Hin- und her gerissen, mit schlechtem Gewissen und ratlos.

Oder: Bereits etwas zugesagt und erst später die eigene Grenze bemerkt. Wie kommt man dann wieder "aus dieser Nummer" heraus?

Gerade Personen, die mit offenen Blick durch die Welt gehen, sehen vielleicht öfter, wo gerade Bedarf da ist, können aber nicht überall gleichzeitig da sein.

Sowohl in der Gesprächstherapie nach dem Heilpraktikergesetz als auch in der Mediation begleite ich Menschen in solchen Konflikten, um wieder bei sich selbst anzukommen und wieder mehr Klarheit darüber zu erlangen, was eigentlich gerade los ist.

Aus dieser Klarheit heraus kann wiederum ein tieferer, wirksamerer und entspannterer Kontakt mit dem Umfeld stattfinden.

Denn wäre es nicht schon herausfordernd genug, sich selbst darüber klar zu werden, was man selbst eigentlich möchte, kommen auch noch die Anforderungen von außen hinzu.

Wie Bert die ganze Sache sieht, könnt ihr dann im nächsten Newsletter erfahren.

Ganz herzliche Grüße

Claudia